Sonntag, 30. September 2007

Morgenlauf

Eine Schar Enten
quert aufgeregt meinen Weg,
in der Morgensonne.

Rosaroter Klee
hält ein großes Treffen ab
auf grüner Wiese.

Vorne leuchtet es,
am Ende dieses Waldes,
das Tor ins Freie.

Donnerstag, 27. September 2007

Abendlauf

Frischgemähtes Gras,
zum letzten Mal dieses Jahr.
Ab hier nur Fäulnis.

Eine Flaumfeder
schwebt herab, als hinge sie
am Spinnenfaden.

Gelb mischt sich ins Grün,
das die Bäume noch tragen.
Späher des Herbstes.

Ein küssendes Paar
im schrägen Herbstabendlicht.
Falsche Jahreszeit.

Dort kreuzt mein Schatten
ein sinnierendes Mädchen.
Ein besorgter Blick.

Schräges Sonnenlicht,
zunehmend von Gelb durchströmt,
mit raschem Ende.

Schon hinter mir
der Läufer, der entgegenkam.
Vor mir sein Schatten.

Schatten neben mir,
noch hinter mir die Stimmen.
Sie holen mich ein.

Sonne durchflutet
dieses Feld neben dem Fluss,
überschwemmt es nun.

Grelles Gegenlicht,
Sonnenstraße quert den Fluss.
Soll ich sie nehmen?

Mittwoch, 26. September 2007

Mehrfarbengrün

Das intensive Grün des Wassers
in der gefluteten Baugrube des AEC.
Das ist die Ausgangslage.

Reicht es zu sagen, dass es ein
Frühlingswiesengrün mit einem
Unterton von Türkis ist? Zu harmlos.

Es ist in ins Auge springendes Grün,
erst recht neben dem Braungrau der Donau
gleich nebenan. Ein Grün wie ein Blick.

Ein fast metallisches Grün, strahlend, stechend.
Zugleich aber auch bloß Wasser. Laborgrün.
Reagenzglasgrün. Verdunkeltes Säuregrün.

Aber doch auch Wiesengrün. Ein
ungesundes, insektuöses Wiesengrün.
Fleischfliegengrün. Käferpanzergrün.

Käferpanzergrün, aber ohne den Glanz.
Aufpoliertes, zerstoßenes Libellengrün.
Extrahiertes, eingedampftes Florfliegengrün.

Nebelwiesengrün bei Sonnendurchbruch.
Letztlich ein gemischtes Mehrfarbengrün.
Ein poetisch unbezwingbares Grün.

(Ja, Karl Ika experimentiert...)

Dienstag, 25. September 2007

Grauer Tag

An trüben Tagen
ist meine Sprache bedeckt.
Keine Erleuchtung.

Montag, 24. September 2007

Der Herbstbeginn...

... ist die richtige Zeit, etwas Neues zu beginnen. Gegen die Vergänglichkeit.

Ich beginne ganz vorne, versuche mich an Haiku, deren strenge 5-7-5-Form mir entgegenkommt, die mir hilft, mich auf das Wesentliche zu konzentrieren.

Hier die Früchte des zweiten Herbsttags. Oder "Schnappschüsse".


Der Holunder leer.
Vogelschwärme am Himmel.
Schatten bleiben lang.


Silberschicht auf Gras,
mit Spurbahnen graviert.
Und Sonnenflecken.

(Ja, die zweite Zeile hat nur sechs Silben. Aber solche Abweichungen kann man sich gelegentlich gönnen.)


Laubrotes Feuer,
das die Herbstbäume verzehrt,
nach kalten Nächten.


Gelbes Geäder
durchzieht das noch grüne Blatt.
Zu früh am Boden.


Mostbirnen zerquetscht,
eine braune Schicht auf Asphalt.
Ein Fest für Wespen.


Totes Eichkätzchen
wie schlafend am Straßenrand.
Das Auge so leer.

Vorspiel im Sommer


Jakisnica, Pag


Sanfter Wellenschlag

öffnet stetig Blick auf Blick

unter das Wasser.



Löchrige Kiesel,

nackte Haut in einsamer Bucht.

Der Tag steht ganz still.



Seeigel am Strand,

zwischen den heißen Kieseln.

Stacheln ohne Gefahr.



Ein flacher Stein springt

nur zweimal über das Wasser.

Zu schwer seine Last.



Orangenschalen

am einsamen Kieselstrand.

Reste der Sonne.



Am plätschernden Meer

plötzlich lauter Wellenschlag.

Der Gruß einer Yacht.



Knisternde Steine

unter mir am Meeresgrund.

Ihr ewiges Gespräch.



Schrillgrüner Käfer

von reifen Trauben trinkt.

Die Hand zuckt zurück.



Stark pendelt das Netz,

die Spinne ruhig verharrt.

Achtloser Schritt nur.





Die Olivenbäume von Lun


Knorrige Oliven

stemmen sich gegen Geröll.

Geballte Geduld.



Eine Erinnerung


Pendelnd sinkt der Stein

tiefer durch oranges Wasser.

Kein Ende in Sicht.



Streit


Ein falsches Wort nur,

der Tag zerbricht in Scherben.

Wer sammelt sie auf?



Lun, Pag


Unten raspeln sie,

die Zikaden, und knarren.

Wieder so ein Tag.



Die Handvoll Mandeln,

die mein Frühstück heute war.

Bitter war keine.



Im Traubenschatten

beginnt der Tag nur langsam.

Stille wächst in mir.



Wie lebt man richtig?

Wie Hemingway: rauh, kreativ

- rechtzeitig ein Schuss?



Ein Haiku schreiben

ist wie Fotografieren

mit der Füllfeder.



Schafe, was fresst ihr?

Ich sehe hier nur Disteln,

überall Steine.



Köstlich der Apfel.

Lange schon herumgetragen,

fast schon vergessen.



Feigen frisch vom Baum,

viele aufgeplatzt. Ich muss

mit Wespen teilen.



Die Abendsonne,

zerhackt im Wellenflimmern.

Bald ist Untergang.



Gerührt von meiner

Ehrlichkeit berichtige

ich diese Rechnung.



Simuni, Pag


Die Glockenblume

am steinigen Simuni-Strand:

So reich an Knospen!



Die Augustsonne

wärmt meinen Bauch, in dem der

Mittagsfisch noch zuckt.



Nachts ein Gewitter.

Leere Flaschen am Balkon

rollen hin und her.



Wasser tropft auf Kies

von meinem alten Körper.

Die Steine glänzen!



Sonne bricht hervor,

dunkle Wolken werden weiß.

Weit draußen Regen.



Ein Sommerfeuer

macht die Macchia-Hänge

zur Kohlezeichnung.



Ein Vogel von rechts.

Drei, vier Flügel zähle ich.

Die Brille verlegt!



Punktierte Linien

auf Kieselsteinen am Meer.

Anfänge der Schrift?



Auf dem Schotterstrand

die Hälfte eines Seesterns.

Die zweite suchen?



Eine Scheibe Licht

liegt weit draußen am Meer.

Sonne aus Wolken.



Rosarot, Türkis

mischen sich im Wellenschlag:

Kitschige Natur!



Dudici, Pag


Steine rollen, von

Brandung geschoben, klackernd

über den Kiesstrand.



Aufgewühltes Meer

schäumt gleich vor meinen Füßen.

Ich schlafe rasch ein.



Klackernd und polternd

rollen Steine strandabwärts

und kommen zurück.



Des Meeres Mühle

macht meinen Körper müde.

Ich strecke mich aus.



Der stetige Wind

zermahlt die Geräusche.

Nur Brandung im Ohr.



Welle auf Welle

macht den Ozean vor uns klein.

Nur Schaum bleibt übrig.



Wachsende Brandung

netzt unsere Füße am Strand.

Wir bleiben liegen.



Pager Macchia

hat ihre Landkarte in

meine Haut geritzt.



Die Augen halb zu,

flirrende Wellen im Blick.

Bin wie gestrandet.



Die Wellen brechen

mit dumpfen Schlägen am Kies.

Mein Herz passt sich an.



Zischend versickert

die Welle schließlich im Kies.

Sie erreicht mich nicht.



Endlos prallt das Meer

gegen diese kleine Bucht.

Und das lange noch.



Das dunkle Dröhnen

manch tiefpflügender Welle

geht mir durch und durch.



Das dröhnende Meer

hat unser Gespräch verschluckt.

Endlich ist es still.



Wenn ich dann weg bin,

ändert das Meer den Rhythmus.

Es sieht erschöpft aus.



Lun, Pag


Ein erdiger Keller.

Luner Straße nach Regen.

Der selbe Geruch.



Ah, da bist Du ja,

sagt der Tod - und er holt

mit der Sense aus.

(Nach einer chinesischen Parabel)



Im Sommerregen

laufe ich dem Gewitter nach,

paar Blitze fangen.



Ika, Opatija Riviera


Eine Kiwifrucht

verfault am Boden liegend.

Sich selbst zerdrückend.



Der Name Ika.

Verdreht. Verkürzte Flöte.

Nicht aus Ton. Auf Stein.

(Okarina)



Schwalben überm Meer.

Unten ihr Spiegelbild, mit

gekappten Flügeln.



Schwalben in der Bucht.

Aufgeregtes Gezwitscher

vor den Tiefflügen.



Die Sonne brennt her.

Gespannte Haut erinnert

an Tage davor.



Das Wasser plätschert

so vor sich hin. Ich schaue

ihm tatenlos zu.



Salzgeruch am Meer

erinnert mich an zuhaus:

frisch gestreuter Weg.



Das Meer hier duftet

intensiv nach reinem Salz.

Ein weißer Geruch.



Ein Haken im Fels,

immer wieder überspült,

rostet seit Jahren.



Zwei Köpfe schaukeln

dort draußen, ganz ohne Körper,

separiert im Meer.



Über mir Schwalben,

unermüdlich auf der Jagd.

Ich träume weiter.



Der Duft der Trüffel

auf den Fuzi schält meine

Kopfhaut wohlig ab.



Dunkle Wolken schräg

über mir. Gibt es Regen, so

decke ich mich zu.



Süß duften Trüffeln,

frisch gehobelt auf Fuzi,

und auch wie Muskat.



Einfach daliegen

und lange Zeit aufs Meer schauen.

Wohltuende Leere.



Tanzend verschmelzen

Wellenberge und -täler.

Dieses Geflimmer!



Schwalben im Tiefflug.

Das Wetter wird wohl recht mies,

hektisch wie sie sind.



Eine Schwalbe saust

dicht an mir vorbei. Und schnappt

die satte Mücke.



Ika


Zwei Tauben trinken

von Resten des Duschwassers

am Strand von Ika.



Schon etwas kühler

hier am dritten September.

Sommer im Rückzug.



Ein erstes Herbstblatt

treibt gelb in Ufernähe.

Ein Fremdkörper noch.



Das klare Wasser

fängt meine Blicke nicht auf,

lässt tief sie fallen.



Tagträumen am Meer.

Auf Beton wie Zuckerguss

die Wellenreste.



Flut schleicht sich heran,

lässt meine Dinge treiben.

Ich verschlafe es.



So klar das Wasser,

als wäre es gar nicht da.

Wie tief falle ich?



Stunde um Stunde

ziehen Boote vorüber,

weit draußen am Meer.



Schwalben auf der Jagd,

ganz knapp über dem Wasser.

Ein Fisch springt empor.



Ein Vogel zetert

über mir im Lorbeerbaum.

Ich kann nichts dafür.



Ein Hund keift und kläfft

so ohne Sinn vor sich hin.

Des Lebens müde?



Ein sanftes Plätschern

erfüllt das Meeresklischee

mit echtem Leben.



Die Wellen haben

ein Blatt bei mir abgelegt.

Noch grün die Eiche.



In der Ika-Bucht

sammeln die Schwalben Futter

so rasch sie können.



Es sagt mir heute,

dass ein Gewitter aufzieht,

die Jagd der Schwalben.



Eckig scheint der Flug

der Schwalben in dieser Bucht.

Flüchtige Beute.



Eine Wolke kühlt

meinen versengten Körper

nur zwei Minuten.



Der Tanz der Schwalben

zerteilt den Mittagshimmel

in blaue Schleifen.



Eine Schwalbe raschelt

direkt an meinem Kopf vorbei.

Zu eng die Kurve!



Sturzflug ins Wasser,

jedenfalls knapp, ein Haken

in letzter Sekunde.



Abschied von Ika


Die Enge in mir

dehnt sich aus und verdrängt mich

fast ganz an den Rand.



Mitten in Nacht

betrete ich sie stolpernd,

die Leere in mir.



Der Alltag bedrängt

mich im Voraus. Bald hetze

ich ihm hinterher.



Reste von Träumen

drehen sich noch tief in mir,

langsam um sich selbst.



Reste von Träumen,

an Spinnenfäden hängend,

drehen sich im Kreis.



Triest


Triest spendet Trost

mit später Sommersonne.

Wolken ziehen auf.



Wolken öffnen sich.

Auf regennassem Balkon

eine Flut von Licht.



Wolkengetümmel

in allen Schattierungen

am Regenabend.



Im Innviertel


Über die Wiese

springt hurtig das Eichkätzchen.

Bogen für Bogen.



Mit bestem Dank für Inspiration und Anleitung an Jan Ulenbrook, Haiku, Japanische Dreizeiler, Reclam.