Sonntag, 9. Dezember 2007

Am Weg

Am lehmigen Weg
die Herbstreste zertreten
zu dunklen Zeichen.

Mittwoch, 7. November 2007

Im Regen

Regenschweres Laub
klatscht auf den nassen Asphalt
auf kurzem Wege.

Knisternd und prasselnd
durchkämmt der Regen den Wald
nach letzten Blättern.

Die Regenwolken
zerspiegeln die Stadtlichter
zum fahlen Schimmer.

Auf meinen Schultern
zerplatzt der Regen eifrig
in kleinen Schlägen.

Die Tage reißen
die Sprache aus meinem Kopf
ganz ohne Worte.

Tag auf Tag auf Tag
sickert durch mich hindurch
in großer Reinheit.

Dienstag, 30. Oktober 2007

Herbstliche Paarung

Violette Blätter
unterwandern gelbes Laub.
Herbstliche Paarung.

Der Flötenspieler
im Park färbt die Blätter gelb
mit steinernem Ton.

Donnerstag, 25. Oktober 2007

Seelenwanderung

Rote Grablichter
klettern hinter dem Friedhof
auf Kräne hinauf.

Mittwoch, 17. Oktober 2007

Flug über China

Wie Schriftzeichen
liegen die alten Dörfer
unter dem Flugzeug.

Die Sonne wandert
weit unten von Teich zu Teich,
die Ufer sprengend.

Flüssiges Metall
füllt die Teiche und Bäche,
tritt über Ufer.

Zwischen den Wolken.
Drüben ein rotes Sonnenband,
oben unten düster.

Samstag, 13. Oktober 2007

München

Die Abendsonne
saugt rasch das letzte Licht ab
aus diesem Tag.

Morgenlauf

Verschlossener Tag.
Meine Sprache humpelt
weit hinter mir her.

Flugzeuge weben
ein Netz aus Kondensstreifen
über den Himmel.

Hinter den Wolken
führt die Sonne heute nur
eine Randexistenz.

Die eine Katze
jagt der anderen hinterher.
Nur das Laub raschelt.

Die Wolkenränder
zeigen sich jetzt gelb entflammt
von ferner Sonne.

Die Sonne geht auf
als weißer Zwerg weit hinten.
Nichts wird bleiben.

Ein Blatt leuchtet auf.
Die Sonne kündigt sich an
mit zittriger Hand.

Der Morgen wechselt
sehr rasch Lichter und Farben.
Es wird nichts bleiben.

Nach kurzem Gastspiel
zieht sich die Sonne zurück.
Schattenloser Tag.

Dienstag, 9. Oktober 2007

Autofahrt

Die Sonne berührt
dort hinten kurz den Nebel.
Ein leeres Leuchten.

Im Nebel senkt sich
eine Krähe still herab
auf starren Flügeln.

Sonne durchflutet
jetzt die weiße Nebelschicht
schlägt Schatten herein.

Dort drüben leuchtet
das Gelb heller Zitronen.
Ein spätes Rapsfeld.

Weit oben Flugzeuge
auf parallelen Bahnen,
die rasch verwehen.

Rascheln und Knistern
braune Gerippe im Feld
getrockneter Mais.

(Karl Ika verabschiedet sich gelegentlich von jeder inneren Interpunktion, experimentiert mit den daraus entstehenden Scharnieren. Im Versuch, die Haiku bei allem nötigen (Ver-)Schweigen noch sprechender, vielsagender, zu machen.)

Montag, 8. Oktober 2007

In der Straßenbahn

Orange Kreise
über rosaroten Schuhen
ein Tritt ins Auge.

Morgenlauf

Die Morgenkälte
spreizt sich gegen die Sonne,
krallt sich an Hände.

Die Morgensonne
stemmt sich gegen die Kälte.
Weit draußen Wärme.

Roter Heuwender
rührt auf brauner Wiese um
die letzte Ernte.

Ein dunstiger Hof
zwängt die Morgensonne ein
auf nassen Halmen.

Wilde Kamille
trocknet aufrecht vor sich hin
süß und stechend.

Vielfingriges Laub
kriecht unter Bäumen umher,
im kreiselnden Wind.

In den Baumkronen
hockt die Sonne dicht an dicht.
Am Weg nur Splitter.

Nass glänzt das Gras,
die Sonne zerrt an Tropfen,
die zu schwer schon sind.

Ein Holzstoß knistert
in der Kälte vor sich hin,
schon grau wie Asche.

Das so satte Braun
der faulenden Mostäpfel,
ehe die Haut platzt.

Nun wirft die Sonne
ein Rechteck die Treppe hinab.
Noch dunkler unten.

Ein rotes Konzert
aus übervollen Rosen:
Die Blüten platzen.

oder

Die Rosen platzen
aus übervollen Blüten
ein rotes Konzert.

Efeu stemmt sich weg
vom Stein, in den die Kälte
für lange einzieht.

Sonntag, 7. Oktober 2007

Die Mücken

Die Mücken tanzen
still im hohen Gegenlicht.
Jede eine Sonne.

Freitag, 5. Oktober 2007

Morgenlauf

Wind zerrt an Blättern,
die längst schon im Gras liegen.
Vergebliche Müh´!

Sommersatte Krähen
stapfen wählerisch übers Feld,
in aller Schwärze.

Ein Blatt trudelt spät
auf feuchten Boden hinab,
wo alle schon sind.

Eine Schar Möwen
gibt der Wiese späten Glanz.
Sattes Weiß auf Braun.

Wiesenschnitt und Laub
bedecken jetzt diesen Weg.
Gedämpfte Schritte.

Eine Wagenspur
hat sich ins Feld gegraben.
Für lange vereint.

Eine Schicht Eicheln
knirscht unter meinen Schritten.
Zerbrochenes Braun.

Praktisch über Nacht
ist die Baumkrone verrutscht.
Ein gelber Teppich.

Die Blätter greifen
unter den Bäumen nach mir
mit bleichgrüner Haut.

Grasbüschel stemmen
sich unter Asphalt empor,
voll Sehnsucht nach Schnee.

Sonne und Regen
glätten den lehmigen Weg.
Grundierung für Schnee.

Mit schwarzen Spitzen
winkt Kraut zum Strom hinüber.
Erste Frostbisse.

Geschnittenes Gras
kocht in grünlichen Ballen
Sommerhitze aus.

Unter dem Ahorn
hat Laub nur eine Farbe:
Gelbrotbraunviolett.

Stein folgt auf Beton,
von Moos senkrecht besiedelt
in prekärer Lage.

Die Samenkrone
des Löwenzahns harrt noch aus.
Völlig vereinsamt.

Das Blau der Winde
hat noch der Sommer gemischt,
mit recht leichter Hand.

Laub krallt sich ans Blech,
reitet die Straße entlang
mit gelbem Flackern.

Donnerstag, 4. Oktober 2007

Am Balkon

Abends am Balkon
schmecken die Kräutern schon leer.
Der Sommer zieht aus.

Den Abendhimmel
durchzieht ein oranges Band,
jetzt von Grau bedrängt.

Die Leere in mir,
ein abgeerntetes Feld,
erstreckt sich sehr weit.

Diese kurzen Tage
enden mit herbstlichem Licht.
Ein letztes Flackern.

Was bleibt noch zu tun?
Die Ernte ist eingebracht,
schon längst außer Sicht.

Rasch schwindet das Licht
an diesem kurzen Abend,
und Kälte fällt ein.

Zu Schattenrissen
vor dunkelgrauem Himmel
werden die Kräuter.

Weit hinten leuchtet
noch etwas Orange am Himmel.
Die Abschiedsfarbe.

Der Sommer war groß.
Der Herbst führt in die Enge
des Winters hinein.

Zugabe von unterwegs:

Unter Obstbäumen
äst ein Pferdchen, von Birnen
und Laub beregnet.

(Karl Ika ist verunsichert. Sind diese Dreizeiler, die sehr rasch kommen, tatsächlich Haiku? Oder eher Epigramme, Aphorismen - oder schlichte Schnappschüsse?
Zeit, sich wieder etwas in die Theorie zu vertiefen und gelungene Haiku zu lesen...)

Montag, 1. Oktober 2007

Am stillen See

Gelb fließt ins Grün,
im Spiegel des stillen Sees.
Erste Herbstmischung.

Drei Enten queren
unschlüssig paddelnd den See,
mehren die Stille.

Dicht über dem See
fliegt die Ente südlich ab
nach plätscherndem Start.

Die Abendsonne
im Rücken, den See vor mir.
In Abschiedsstimmung.

Am Ufer leuchtet
weiß der Stamm einer Birke.
Schriftloses Papier.

Das Grün des Grases
sättigt sich im Abendlicht.
Nur ein paar Mal noch.

Einige Enten
schneiden Keile in den See.
Sie verfließen rasch.

Kreuz und quer irren
Enten draußen am See umher.
Bald ist es zu spät.

Der Flug des Vogels
führt ihn quer über den See
und aus meinem Blick.

Die Flügelspitzen
schlagen prasselnd aufs Wasser.
Schwerfälliger Start.

Wellenlinien
überziehen diesen See
mit Jahresringen.

Die Ruhe des Sees
erfüllt jetzt mein Inneres.
Und glättet mein Herz.

Abschied vom Wasser.
Der Herbst breitet sich aus,
von Tag zu Tag mehr.

Die Stoppelreihen
des Maisfeldes: Grau in Grau.
Nichts zum Verstecken.

Sonntag, 30. September 2007

Morgenlauf

Eine Schar Enten
quert aufgeregt meinen Weg,
in der Morgensonne.

Rosaroter Klee
hält ein großes Treffen ab
auf grüner Wiese.

Vorne leuchtet es,
am Ende dieses Waldes,
das Tor ins Freie.

Donnerstag, 27. September 2007

Abendlauf

Frischgemähtes Gras,
zum letzten Mal dieses Jahr.
Ab hier nur Fäulnis.

Eine Flaumfeder
schwebt herab, als hinge sie
am Spinnenfaden.

Gelb mischt sich ins Grün,
das die Bäume noch tragen.
Späher des Herbstes.

Ein küssendes Paar
im schrägen Herbstabendlicht.
Falsche Jahreszeit.

Dort kreuzt mein Schatten
ein sinnierendes Mädchen.
Ein besorgter Blick.

Schräges Sonnenlicht,
zunehmend von Gelb durchströmt,
mit raschem Ende.

Schon hinter mir
der Läufer, der entgegenkam.
Vor mir sein Schatten.

Schatten neben mir,
noch hinter mir die Stimmen.
Sie holen mich ein.

Sonne durchflutet
dieses Feld neben dem Fluss,
überschwemmt es nun.

Grelles Gegenlicht,
Sonnenstraße quert den Fluss.
Soll ich sie nehmen?

Mittwoch, 26. September 2007

Mehrfarbengrün

Das intensive Grün des Wassers
in der gefluteten Baugrube des AEC.
Das ist die Ausgangslage.

Reicht es zu sagen, dass es ein
Frühlingswiesengrün mit einem
Unterton von Türkis ist? Zu harmlos.

Es ist in ins Auge springendes Grün,
erst recht neben dem Braungrau der Donau
gleich nebenan. Ein Grün wie ein Blick.

Ein fast metallisches Grün, strahlend, stechend.
Zugleich aber auch bloß Wasser. Laborgrün.
Reagenzglasgrün. Verdunkeltes Säuregrün.

Aber doch auch Wiesengrün. Ein
ungesundes, insektuöses Wiesengrün.
Fleischfliegengrün. Käferpanzergrün.

Käferpanzergrün, aber ohne den Glanz.
Aufpoliertes, zerstoßenes Libellengrün.
Extrahiertes, eingedampftes Florfliegengrün.

Nebelwiesengrün bei Sonnendurchbruch.
Letztlich ein gemischtes Mehrfarbengrün.
Ein poetisch unbezwingbares Grün.

(Ja, Karl Ika experimentiert...)

Dienstag, 25. September 2007

Grauer Tag

An trüben Tagen
ist meine Sprache bedeckt.
Keine Erleuchtung.

Montag, 24. September 2007

Der Herbstbeginn...

... ist die richtige Zeit, etwas Neues zu beginnen. Gegen die Vergänglichkeit.

Ich beginne ganz vorne, versuche mich an Haiku, deren strenge 5-7-5-Form mir entgegenkommt, die mir hilft, mich auf das Wesentliche zu konzentrieren.

Hier die Früchte des zweiten Herbsttags. Oder "Schnappschüsse".


Der Holunder leer.
Vogelschwärme am Himmel.
Schatten bleiben lang.


Silberschicht auf Gras,
mit Spurbahnen graviert.
Und Sonnenflecken.

(Ja, die zweite Zeile hat nur sechs Silben. Aber solche Abweichungen kann man sich gelegentlich gönnen.)


Laubrotes Feuer,
das die Herbstbäume verzehrt,
nach kalten Nächten.


Gelbes Geäder
durchzieht das noch grüne Blatt.
Zu früh am Boden.


Mostbirnen zerquetscht,
eine braune Schicht auf Asphalt.
Ein Fest für Wespen.


Totes Eichkätzchen
wie schlafend am Straßenrand.
Das Auge so leer.

Vorspiel im Sommer


Jakisnica, Pag


Sanfter Wellenschlag

öffnet stetig Blick auf Blick

unter das Wasser.



Löchrige Kiesel,

nackte Haut in einsamer Bucht.

Der Tag steht ganz still.



Seeigel am Strand,

zwischen den heißen Kieseln.

Stacheln ohne Gefahr.



Ein flacher Stein springt

nur zweimal über das Wasser.

Zu schwer seine Last.



Orangenschalen

am einsamen Kieselstrand.

Reste der Sonne.



Am plätschernden Meer

plötzlich lauter Wellenschlag.

Der Gruß einer Yacht.



Knisternde Steine

unter mir am Meeresgrund.

Ihr ewiges Gespräch.



Schrillgrüner Käfer

von reifen Trauben trinkt.

Die Hand zuckt zurück.



Stark pendelt das Netz,

die Spinne ruhig verharrt.

Achtloser Schritt nur.





Die Olivenbäume von Lun


Knorrige Oliven

stemmen sich gegen Geröll.

Geballte Geduld.



Eine Erinnerung


Pendelnd sinkt der Stein

tiefer durch oranges Wasser.

Kein Ende in Sicht.



Streit


Ein falsches Wort nur,

der Tag zerbricht in Scherben.

Wer sammelt sie auf?



Lun, Pag


Unten raspeln sie,

die Zikaden, und knarren.

Wieder so ein Tag.



Die Handvoll Mandeln,

die mein Frühstück heute war.

Bitter war keine.



Im Traubenschatten

beginnt der Tag nur langsam.

Stille wächst in mir.



Wie lebt man richtig?

Wie Hemingway: rauh, kreativ

- rechtzeitig ein Schuss?



Ein Haiku schreiben

ist wie Fotografieren

mit der Füllfeder.



Schafe, was fresst ihr?

Ich sehe hier nur Disteln,

überall Steine.



Köstlich der Apfel.

Lange schon herumgetragen,

fast schon vergessen.



Feigen frisch vom Baum,

viele aufgeplatzt. Ich muss

mit Wespen teilen.



Die Abendsonne,

zerhackt im Wellenflimmern.

Bald ist Untergang.



Gerührt von meiner

Ehrlichkeit berichtige

ich diese Rechnung.



Simuni, Pag


Die Glockenblume

am steinigen Simuni-Strand:

So reich an Knospen!



Die Augustsonne

wärmt meinen Bauch, in dem der

Mittagsfisch noch zuckt.



Nachts ein Gewitter.

Leere Flaschen am Balkon

rollen hin und her.



Wasser tropft auf Kies

von meinem alten Körper.

Die Steine glänzen!



Sonne bricht hervor,

dunkle Wolken werden weiß.

Weit draußen Regen.



Ein Sommerfeuer

macht die Macchia-Hänge

zur Kohlezeichnung.



Ein Vogel von rechts.

Drei, vier Flügel zähle ich.

Die Brille verlegt!



Punktierte Linien

auf Kieselsteinen am Meer.

Anfänge der Schrift?



Auf dem Schotterstrand

die Hälfte eines Seesterns.

Die zweite suchen?



Eine Scheibe Licht

liegt weit draußen am Meer.

Sonne aus Wolken.



Rosarot, Türkis

mischen sich im Wellenschlag:

Kitschige Natur!



Dudici, Pag


Steine rollen, von

Brandung geschoben, klackernd

über den Kiesstrand.



Aufgewühltes Meer

schäumt gleich vor meinen Füßen.

Ich schlafe rasch ein.



Klackernd und polternd

rollen Steine strandabwärts

und kommen zurück.



Des Meeres Mühle

macht meinen Körper müde.

Ich strecke mich aus.



Der stetige Wind

zermahlt die Geräusche.

Nur Brandung im Ohr.



Welle auf Welle

macht den Ozean vor uns klein.

Nur Schaum bleibt übrig.



Wachsende Brandung

netzt unsere Füße am Strand.

Wir bleiben liegen.



Pager Macchia

hat ihre Landkarte in

meine Haut geritzt.



Die Augen halb zu,

flirrende Wellen im Blick.

Bin wie gestrandet.



Die Wellen brechen

mit dumpfen Schlägen am Kies.

Mein Herz passt sich an.



Zischend versickert

die Welle schließlich im Kies.

Sie erreicht mich nicht.



Endlos prallt das Meer

gegen diese kleine Bucht.

Und das lange noch.



Das dunkle Dröhnen

manch tiefpflügender Welle

geht mir durch und durch.



Das dröhnende Meer

hat unser Gespräch verschluckt.

Endlich ist es still.



Wenn ich dann weg bin,

ändert das Meer den Rhythmus.

Es sieht erschöpft aus.



Lun, Pag


Ein erdiger Keller.

Luner Straße nach Regen.

Der selbe Geruch.



Ah, da bist Du ja,

sagt der Tod - und er holt

mit der Sense aus.

(Nach einer chinesischen Parabel)



Im Sommerregen

laufe ich dem Gewitter nach,

paar Blitze fangen.



Ika, Opatija Riviera


Eine Kiwifrucht

verfault am Boden liegend.

Sich selbst zerdrückend.



Der Name Ika.

Verdreht. Verkürzte Flöte.

Nicht aus Ton. Auf Stein.

(Okarina)



Schwalben überm Meer.

Unten ihr Spiegelbild, mit

gekappten Flügeln.



Schwalben in der Bucht.

Aufgeregtes Gezwitscher

vor den Tiefflügen.



Die Sonne brennt her.

Gespannte Haut erinnert

an Tage davor.



Das Wasser plätschert

so vor sich hin. Ich schaue

ihm tatenlos zu.



Salzgeruch am Meer

erinnert mich an zuhaus:

frisch gestreuter Weg.



Das Meer hier duftet

intensiv nach reinem Salz.

Ein weißer Geruch.



Ein Haken im Fels,

immer wieder überspült,

rostet seit Jahren.



Zwei Köpfe schaukeln

dort draußen, ganz ohne Körper,

separiert im Meer.



Über mir Schwalben,

unermüdlich auf der Jagd.

Ich träume weiter.



Der Duft der Trüffel

auf den Fuzi schält meine

Kopfhaut wohlig ab.



Dunkle Wolken schräg

über mir. Gibt es Regen, so

decke ich mich zu.



Süß duften Trüffeln,

frisch gehobelt auf Fuzi,

und auch wie Muskat.



Einfach daliegen

und lange Zeit aufs Meer schauen.

Wohltuende Leere.



Tanzend verschmelzen

Wellenberge und -täler.

Dieses Geflimmer!



Schwalben im Tiefflug.

Das Wetter wird wohl recht mies,

hektisch wie sie sind.



Eine Schwalbe saust

dicht an mir vorbei. Und schnappt

die satte Mücke.



Ika


Zwei Tauben trinken

von Resten des Duschwassers

am Strand von Ika.



Schon etwas kühler

hier am dritten September.

Sommer im Rückzug.



Ein erstes Herbstblatt

treibt gelb in Ufernähe.

Ein Fremdkörper noch.



Das klare Wasser

fängt meine Blicke nicht auf,

lässt tief sie fallen.



Tagträumen am Meer.

Auf Beton wie Zuckerguss

die Wellenreste.



Flut schleicht sich heran,

lässt meine Dinge treiben.

Ich verschlafe es.



So klar das Wasser,

als wäre es gar nicht da.

Wie tief falle ich?



Stunde um Stunde

ziehen Boote vorüber,

weit draußen am Meer.



Schwalben auf der Jagd,

ganz knapp über dem Wasser.

Ein Fisch springt empor.



Ein Vogel zetert

über mir im Lorbeerbaum.

Ich kann nichts dafür.



Ein Hund keift und kläfft

so ohne Sinn vor sich hin.

Des Lebens müde?



Ein sanftes Plätschern

erfüllt das Meeresklischee

mit echtem Leben.



Die Wellen haben

ein Blatt bei mir abgelegt.

Noch grün die Eiche.



In der Ika-Bucht

sammeln die Schwalben Futter

so rasch sie können.



Es sagt mir heute,

dass ein Gewitter aufzieht,

die Jagd der Schwalben.



Eckig scheint der Flug

der Schwalben in dieser Bucht.

Flüchtige Beute.



Eine Wolke kühlt

meinen versengten Körper

nur zwei Minuten.



Der Tanz der Schwalben

zerteilt den Mittagshimmel

in blaue Schleifen.



Eine Schwalbe raschelt

direkt an meinem Kopf vorbei.

Zu eng die Kurve!



Sturzflug ins Wasser,

jedenfalls knapp, ein Haken

in letzter Sekunde.



Abschied von Ika


Die Enge in mir

dehnt sich aus und verdrängt mich

fast ganz an den Rand.



Mitten in Nacht

betrete ich sie stolpernd,

die Leere in mir.



Der Alltag bedrängt

mich im Voraus. Bald hetze

ich ihm hinterher.



Reste von Träumen

drehen sich noch tief in mir,

langsam um sich selbst.



Reste von Träumen,

an Spinnenfäden hängend,

drehen sich im Kreis.



Triest


Triest spendet Trost

mit später Sommersonne.

Wolken ziehen auf.



Wolken öffnen sich.

Auf regennassem Balkon

eine Flut von Licht.



Wolkengetümmel

in allen Schattierungen

am Regenabend.



Im Innviertel


Über die Wiese

springt hurtig das Eichkätzchen.

Bogen für Bogen.



Mit bestem Dank für Inspiration und Anleitung an Jan Ulenbrook, Haiku, Japanische Dreizeiler, Reclam.